50 000 Euro Grundkapital schneller zusammen als erwartet

GEISLINGEN. In den nächsten Wochen wird die Geislinger Bürgerstiftung ihre Arbeit aufnehmen. Ein Initiativkreis hat das Vorhaben, das vom bürgerschaftlichen Engagement getragen werden soll, auf den Weg gebracht. Jetzt ist das Grundkapital beisammen.

Die Idee scheint in der Bevölkerung von Geislingen im Kreis Göppingen ausgesprochen gut anzukommen. Gerade einmal acht Wochen sind vergangen, seit das Vorhaben, in der Fünftälerstadt unter dem Motto „Bürger für Bürger“ eine Stiftung zu gründen, dem Gemeinderat vorgestellt wurde. Das für den endgültigen Startschuss erforderliche Kapital ist inzwischen aber bereits zusammengetragen worden. 50 000 Euro sind als Basis notwendig, um überhaupt eine Stiftung gründen zu können. Bei einer für den 19. September anberaumten Sitzung sollen nun die restlichen Formalitäten geklärt und das weitere Vorgehen beraten werden.

Eine achtköpfige Initiative hatte sich, unterstützt durch Sabine Wettstein von der städtischen Geschäftsstelle für Bürgerengagement, in etlichen Sitzungen Gedanken über das für Geislingen passende Modell gemacht. Herausgekommen ist dabei ein Konzept, das, völlig unabhängig von der Stadt, Fördergelder für die unterschiedlichsten Vorhaben zur Verfügung stellen kann. Nach der bereits erarbeiteten Satzung ist es dabei lediglich ausgeschlossen, die Kommune bei ihren Pflichtaufgaben zu unterstützen. So reichen die vorgesehenen Stiftungszwecke von der Kulturförderung über die Heimatpflege, die Jugend- und Altenhilfe bis hin zu Naturschutz, Bildung und Forschung.

Rolf Allmendinger, der Aufsichtsratsvorsitzende von WMF und Sprecher des Initiativkreises, betont allerdings, „dass sich die Stiftung trotz ihrer Unabhängigkeit als verlängerter Arm der Stadt und des Gemeinderats sieht“. Allerdings solle die Geislinger Bevölkerung bei der Förderung von gesellschaftlichen Vorhaben Mitverantwortung tragen und stärker eingebunden werden.

Was deren Engagement betrifft, so gibt es bis jetzt jedenfalls keinen Grund zur Klage. Denn als das Projekt Mitte Juli der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, appellierte die Gründungsinitiative zugleich auch an potenzielle Spender, sie mögen der Stiftung doch Geld oder Vermögenswerte als Einlage zur Verfügung stellen. Schon in dieser Woche konnte Kassenwart Rolf Nau zufrieden Bilanz ziehen. „Wir haben die 50 000-Euro-Grenze bereits überschritten“, fasste er die in der Zwischenzeit eingegangenen Erträge und unterzeichneten Verpflichtungserklärungen zusammen.

Außerdem, so interpretiert das ehemalige Vorstandsmitglied der Kreissparkasse zumindest die bis zuletzt geführten Gespräche, „ist da noch einiges in der Pipeline„. Dass die Resonanz derart groß sein würde und dass alles so schnell gehen könnte, hatten die Initiativkreismitglieder – neben Nau und Allmendinger sind dies Regina Menzel, Monika Zeisler, Gerhard Engler, Hans-Friedrich Kumpf, Rainer Welte und Heinz Winz – nicht unbedingt erwartet. „Jetzt sind wir gefordert, direkt nach den Sommerferien einen Knopf an die Geschichte zu machen“, sagt Nau.

Der Mithilfe von Seiten des Gemeinderats und durch die Verwaltung können sich die Stiftungsgründer dabei sicher sein. Die Fraktionen haben ihre Unterstützung ebenso zugesagt wie Oberbürgermeister Wolfgang Amann. Und ein dickes Lob aus berufenem Munde gibt es obendrein. Ralf Vandamme, Fachberater des Städtenetzwerks Baden-Württemberg in Sachen Stiftungsgründung, sieht die Stadt jedenfalls auf dem richtigen Weg. „Geislingen darf wirklich stolz sein auf sein weit entwickeltes bürgerschaftliches Engagement, von dem andere Städte viel lernen können.“ Auch die neue Bürgerstiftung werde gewiss eine wichtige Etappe auf dem langen Weg zu einem liebenswerten Geislingen sein, zeigt sich Vandamme überzeugt.

Verfasser: Andreas Pflüger
erschienen in der Stuttgarter Zeitung am 28.08.2006

Kommentare sind geschlossen.