Bürgerstiftung sammelt nicht mehr

Mit ausgedienten Handys wollte die Geislinger Bürgerstiftung ihren Stiftungskonten ein paar Euro zuführen. Jetzt stellt sie das Sammeln der Altgeräte ein. Grund: Die Bürokratie legt Steine in den Weg.

Während die Kolpingfamilie Donzdorf jetzt damit beginnt, alte Handys zu sammeln, um mit dem Erlös armen Menschen in Myanmar, dem ehemaligen Birma, zu helfen, stellt Dr. Rainer Welte, Vorsitzender der Geislinger Bürgerstiftung, diese Sammelaktion wieder ein. Auch der Naturschutzbund Süßen und Umgebung (Nabu) verdient sich mit der Sammlung von Altgeräten ein paar Euro, um damit Naturschutzprojekte an der Havel zu unterstützen.

Was ist der Hintergrund dieser Sammlungen? Mobile Telefongeräte und sogenannte Smartphones enthalten wertvolle Metalle und seltene Erden. Die Gewinnung solcher Primärrohstoffe hat oft negative Auswirkungen auf die Umwelt, die die Verbraucher nicht abschätzen können: Unberührte Waldflächen und sensible Ökosysteme werden in Mitleidenschaft gezogen, Pflanzen- und Tierarten verschwinden unwiederbringlich.

Durch die Nutzung der Wertstoffe aus den Altgeräten werden diese langfristigen Folgen vermieden. Führt man die Altgeräte einem Recycling zu, können diese wertvollen Stoffe wieder aufgearbeitet werden. Immerhin bringt ein Kilo Althandys je nach Marktpreis 8,50 bis 12,50 Euro, weiß das Donzdorfer Kolpingmitglied Eduard Jeckel, der sich im Lautertal für die Sammelaktion stark macht. Im Dezember 2012 hatte Rainer Welte in Geislingen die Sammel-Idee, rund 400 Altgeräte hat die Bürgerstiftung mittlerweile über ihre Sammelbehälter in Geislinger Geschäften zusammengetragen. Jetzt hat sich Welte aber entschlossen, aufzuhören.

Der Hintergrund: Die Initiative Bürgerstiftungen und Vodafone hatten die bundesweite Kampagne „Handys stiften Zukunft“ zum Recycling von Mobiltelefonen auf den Weg gebracht. Die Sammelaktion fand im Rahmen der bundesweiten Handyrecycling- Kampagne von Vodafone statt. Jetzt hat Vodafone in einem Schreiben an die Geislinger Bürgerstiftung mitgeteilt, dass die Zusammenarbeit bei der Sammlung von Altgeräten beendet wird. Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Wir bedauern dies sehr, halten es aber angesichts der geänderten Rechtslage im Interesse aller Parteien für die beste Vorgehensweise. Hintergrund sind Änderungen der einschlägigen Gesetze . . . Die rechtlichen Rahmenbedingungen ergeben sich aus dem zuletzt im Mai 2013 geänderten „Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten“. Laut Erklärung von Vodafone sieht das Gesetz vor, dass nur noch öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger, Vertreiber und Hersteller Elektrogeräte sammeln und erfassen dürfen. Hinzu kämen Probleme mit Finanzbehörden, die in der Aktion eine gewerbliche Sammlung sehen und die Erlöse deshalb besteuern wollen.

Rainer Welte bedauert diese Entwicklung und stellt dazu fest, „dass wir uns hier in Deutschland langsam zu Tode verwalten“. Solch ein Bürokratismus demotiviert die sammelwilligen Menschen nach Ansicht von Welte, der zudem unterstreicht, dass das wenige Geld, das bei solchen Sammelaktionen zusammenkommt, eigentlich für eine gute Sache und die Gemeinschaft bestimmt ist. Zudem wurde mit diesen Sammlungen auch der Umweltschutzgedanke gelebt und gefördert.

Verfasser: Michael Rahnefeld
erschienen in der Geislinger Zeitung am 20.02.2014

Kommentare sind geschlossen.