Das Flippy-Land auf dem Bolzplatz im Geislinger Notzental

Geislingen. Auch in schweren Zeiten ist die Geislinger Bürgerstiftung „Bürger für Bürger“ präsent und aktiv. Corona verhindert zwar seit dem Frühjahr größere öffentliche Veranstaltungen und die Renditen auf dem Kapitalmarkt sind gleich null, trotzdem gelang es der Bürgerstiftung auch in diesem Jahr wieder etliche Projekte finanziell zu fördern. Insgesamt werden 12.413 Euro ausgeschüttet.

Gleich zwei Sitzungen brauchten Vorstand und Beirat im Juli, um das Fördergeld für gute und stiftungskonforme Projekte einzusetzen. Zunächst hatte man sich bei der Bürgerstiftung Gedanken dazu gemacht, in möglichst erfolgreicher Weise eine Öffnung des Geislinger Freibades wenigsten im kommenden Jahr wieder zu ermöglichen. Doch schnell wurde klar: Der Badebetrieb ist ein Fass ohne Boden, denn bei jährlichen Betriebskosten von über 300.000 Euro ist selbst ein Anschub für die Bürgerstiftung nicht zu stemmen. Zudem kamen im Gremium Zweifel auf, ob die Geislinger Bevölkerung wirklich hinter dieser Freizeiteinrichtung und Sportstätte steht. Dann besser doch in nachhaltige Dinge investieren, so der einstimmige Beschluss. 

Nachhaltigkeit zeigt die Arbeit im Geislinger „Haus der Familie“, das seit Jahren für Kinder einkommensschwacher Familien Ferienprogramm anbietet. Es wird ebenso erneut unterstützt wie der Kulturherbst, der zumindest durch einen Förderpreis der Corona-Krise in diesem Herbst teilweise widersteht. Erfüllt wird auch der Wunsch aus dem Stadtbezirk Türkheim, – letzterer ist mit einem Stiftungsfonds von über 170.000 in die Bürgerstiftung integriert -, einen Schaukasten für Veranstaltungen zu finanzieren und die Überarbeitung des Pfarrgartens als kleines Sommercafé finanziell zu unterstützen. 

Um schließlich den Geislinger Kindern in den Sommerferien Gutes zu tun und den Verzicht auf Freibadbesuche erträglicher zu machen, wird die Bürgerstiftung das alternative und vom Geislinger Stadtjugendring angeregte Sommerferienprogramm im Notzental unterstützen. Dort wird es auf dem Bolzplatz in den kommenden Wochen eine Hüpfburgenlandschaft und Wasserspaß geben. Die Geislinger Stadtverwaltung finanziert den Löwenanteil, den Rest schießt die Bürgerstiftung zu, nur so konnte das eher kommerzielle Kinderprogramm auch realisiert werden. Die Mitglieder aus Beirat und Vorstand gehen dabei davon aus, dass ein schlüssiges Hygienekonzept Corona-Gefahren weitgehend verhindern hilft. 

Schließlich kommen noch die Geislinger Stadtbücherei, die Musikschule und das Kinderhaus am Lindenhof in den Genuss von Fördergeldern, nicht zuletzt, weil auch dort Nachhaltigkeit gewährt ist. So wird der Stadtbücherei beispielsweise bei der Anschaffung von E-Books geholfen, der Musikschule bei der Anschaffung von Instrumenten und dem Kinderhaus soll die Beschaffung von Thementaschen, Sonnensegel und Teil einer Schaukel ermöglicht werden. Nützliche Dinge, die sonst nicht angeschafft werden könnten. Die Bürgerstiftung überlegt zudem, ob das Kinderhaus im kommenden Jahr ein Lindenbaum erhalten soll, damit künftig auch auf „natürliche Weise“ im Sommer Schatten geschaffen werden kann.

Gedanken machten sich Vorstand und Beirat erneut über Anlagemöglichkeiten des Stiftungskapitals, das momentan so gut wie keine Rendite mehr abwirft. Vorsitzender Dr. Rainer Welte bat deshalb Schatzmeister Tassilo Scheible, alternative, aber sichere Anlageformen zu sondieren und vorzustellen, um künftig wenigsten wieder ein klein wenig Gewinn zur Förderung von Geislinger Projekten abschöpfen zu können. Erstmals in ihrer Geschichte wird die Bürgerstiftung nun sehr wahrscheinlich zumindest einen Teil ihres Vermögens aus den konservativen Anlageformen in etwas renditestärkere Anlagen überführen, wohl wissend um die hohe Verantwortung beim Vermögen, das sehr sorgsam verwaltet wird.

Veränderungen gibt’s auch im Beirat. Der Buchhändler Thomas Ziegler löst dort Gabriele Weidner ab, die auf eigenen Wunsch ausscheidet. Michael Rahnefeld

Info Im Dezember 2006 wurde die Bürgerstiftung Geislingen (BSG) von 43 engagierten Geislinger Bürgern begründet. Ihr schlossen sich im Jahr 2008 die Bürger des Stadtbezirks Türkheim in einem Partnerschaftsfonds an. Das Vermögen der Stiftung „Bürger für Bürger“ liegt weit über einer Million Euro. Sie gehört damit zu den relativ wenigen der über 400 Bürgerstiftungen in Deutschland, die über ein so hohes Stiftungskapital verfügen. Allerdings gibt der Kapitalmarkt kaum noch Rendite her.

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