Kunstmeile, Bürgermentoren, „Hut ab“, Bürgerstiftung: Über wichtige laufende und neue bürgerschaftliche Projekte dieses Jahres berichtete Sabine Wettstein, hauptamtliche Bürgerengagement-Koordinatorin in Geislingen, im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats.
Geislingen – „Das hat sich hervorragend entwickelt“, lobte Geislingens Oberbürgermeister Wolfgang Amann die ehrenamtlichen bürgerschaftlichen Projekte, als gestern Sabine Wettstein, Geschäftsstellenleiterin für Bürgerengagement, den Stadträten im Verwaltungsausschuss einen Überblick über besondere Aktivitäten dieses Jahres gab.
Zur Geislinger Kunstmeile, an der zwischen Stadtkirche und ehemaligem „Kaisers“ 23 heimische Künstler, 19 Einzelhandelsgeschäfte und acht Gärtner beteiligt waren, zog sie dieses Fazit: „Gut besucht, in der Region beachtet, mit guten neuen Kooperationen.“ Die „Werkstatt Lange Gasse“ wird jetzt abschließend mit einer Broschüre dokumentiert. Sie zeigt laut Wettstein, wie „echte Bürgerbeteiligung“ in einem Planungsprozess funktioniert, bis hin zur jetzt hohen Sanierungsbereitschaft der Anwohner.
Seit knapp einem Jahr läuft das Pilotprojekt „Hut ab!“ an sechs städtischen Kindergärten. Dort bieten 13 Ehrenamtliche regelmäßig oder sporadisch Zusatzangebote an wie vorlesen, backen, kochen, Gartenarbeit, werken, Natur- und Tiererkundungen, Englisch und turnen. Wettsteins Resümee: „Die Kinder sind begeistert, die Erzieherinnen entlastet, die Engagierten erleben eine sinnvolle Betätigung und die Eltern begrüßen die Zusatzangebote.“
Ein lokales Bündnis für Familie gründet sich am Montag, 15. Mai um 16.30 Uhr im Stadtpark. Ziel des Netzwerkes: Die Familienfreundlichkeit vor Ort verbessern, indem Angebote gebündelt und Kräfte gezielter eingesetzt werden.
Gestern Abend erhielten neun neue Bürgermentoren (diesmal mit Integrationserfahrung) nach ihrer Ausbildung zu kommunalen „Brückenbauern und Lotsen“ ihr Zertifikat. Damit verfügt Geislingen über 42 Mentoren – das sind so viele wie in keiner anderen Stadt Baden-Württembergs. Im Herbst ist ein neuer Kurs geplant, für ehrenamtliche Integrationsbegleiter; neun Interessenten gibt es dafür bereits.
Seit Juli vergangenen Jahres ist Wettstein in die Vorbereitung einer Gruppe engagierter Geislinger eingebunden, die eine soziale Bürgerstiftung gründen will. Die Satzung ist mittlerweile erarbeitet. Das Projekt wird Ende Juni im Gemeinderat vorgestellt. Die Lokale Agenda plant einen barrierefreien Naturlehrpfad im Rohrachtal bei den Weiherwiesen mit einem Steg plus Aussichtsplattform. Für Unternehmen, die sich über ein Sponsoring hinaus gemeinnützig engagieren wollen, wird im September ein Fachtag vorbereitet.
Der von der katholischen Caritas geplante und von GZ-Lesern bei der Weihnachtsaktion unterstützte Carisatt-Laden eröffnet schon am 5. Juli, berichtet Wettstein. Die GSW stellt Räume an der Ecke Bebel- und Überkinger Straße zur Verfügung, bereits 24 freiwillige Helfer haben sich gemeldet. Im Carisatt-Laden können Bedürftige billig solche Lebensmittel kaufen, deren Haltbarkeit bald abläuft.
Sabine Wettstein ist zudem eingebunden in die neue Begegnungsstätte, die im Altenzentrum Bronnenwiesen in Altenstadt entsteht. Mitte Juni ist Richtfest. Sie lobt den Förderverein, der 160 000 Euro gesammelt hat. Wettstein begrüßt das Vorhaben, dass die „Lebenshilfe“, wie berichtet, in der Begegnungsstätte für den täglichen Mittagstisch sorgen und den Betrieb der Cafeteria übernehmen will. Der Altenstädter Rathaustreff soll als Gruppenraum erhalten bleiben.
Wettstein erläuterte im Verwaltungsausschuss, dass in Baden-Württemberg mit 40 Prozent der Bevölkerung besonders viele ehrenamtlich engagiert sind; andererseits habe mittlerweile ein Wettbewerb unter zahlreichen sozialen Organisationen und den Kirchen um diese Freiwilligen, die unentgeltlich arbeiten, eingesetzt. Von Sprechern aller Gemeinderatsfraktionen erntete Wettstein Lob und Anerkennung für ihre Arbeit.
Verfasser: Roderich Schmauz
erschienen in der Geislinger Zeitung am 04.05.2006