Kulturherbst: Ein beinahe grandioses Finale

Hätten sich mal alle Roland Funk als Vorbild genommen. Der Vorsitzende des Geislinger Kunst- und Geschichtsvereins begrüßte das Publikum, das zur großen Abschlussfeier des Kulturherbstes in die Rätsche gekommen war, mit erfrischend kurzen Worten. Und machte zusammen mit seinem Vorredner, Oberbürgermeister Frank Dehmer, der seine Begrüßungsrede ebenfalls nicht unnötig ausschmückte,  die Bühne frei: Zunächst für Fabian Matzke, der sofort am Schlagzeug loslegte. Kurz darauf schlüpfte sein Bruder Matthias in ein knallrotes Akkordeon und fiel in den Rhythmus des Drummers ein. Schon nach den ersten Takten meinte man, vor einem kompletten Orchester zu sitzen. Schließlich kam Leonie Kratz und ergänzte die Musik des Duos durch Vokalisieren – das heißt, sie stimmte mit ihrer wunderbaren Sopranstimme ausschließlich Vokale an.

So lernte das verblüffte Publikum die Band „Anadiplosis“ kennen, die mit zwei weiteren Stücken ihre Bandbreite bewies: auf die Eigenkomposition „Rotkäppchen und der böse Wolf“, Matthias Matzke zufolge dem Genre „lyrischer Crossovermetal“ zugehörig, folgte schönster Mainstream, nämlich der Titelsong des Musicals „Phantom der Oper“. Und alles begeisterte.

Was folgte, war eine Rückschau auf den Kulturherbst 2016. Stadtarchivar Hartmut Gruber erinnerte daran, wie vor gut vier Wochen – ebenfalls in der Rätsche – alles begonnen hatte; mit einem mehrstündigen Programm einer „Rathausmannschaft“ vor ausverkauftem Haus. Zusammenfassend stellte Gruber fest: „Der Kulturherbst war ein voller Erfolg.“ Mit 1700 Gästen sei ein neuer Rekord aufgestellt worden. Der Initiator der Veranstaltungsreihe freut sich darüber, dass der Kulturherbst eine Eigendynamik entwickelt habe. Mit 20 Veranstaltungen habe man nun eine Angebotsgröße erreicht, auf die man sich in der Zukunft beschränken wolle. Dadurch, dass sich im Vergleich zu den Vorjahren nochmals neue Veranstalter mit passenden Angeboten eingeklinkten, hatte die Reihe zusätzliche Besucher gewonnen.

Der angekündigte „Rundumschlag“, den Gruber, Benjamin Decker (VHS und Stadtbücherei), Stefan Wich (Musikschule) und Brigitte Aurbach (Rätsche) zu Bildern der einzelnen Veranstaltungen (zum großen Teil von Walter A. Schaefer) präsentierten, geriet teilweise zu einer bloßen Nacherzählung, bot im Einzelfall aber auch immer wieder interessante Informationen. So hob Gruber ein Konzert des Comedian Jazz Quintett um den Wahlgeislinger Martin Hueber hervor und lobte: „Die fünf Musiker haben den Gewölbekeller von Burr heiß gemacht.“ Decker nannte es „eine gute Tradition“, dass im Gloria Kino ein zum Kulturherbst passender Film gezeigt werden könne. Aurbach schwärmte von einer eigens für den Kulturherbst kreierten Veranstaltung in der Rätsche, bei der zur Musik der Valley Connection Bigband ausgelassen getanzt wurde. Wich war beeindruckt von einem „brechend vollen Kapellmühlsaal“ anlässlich der Matinee „Georg Kreisler trifft Otto Reutter“.  Als Novum gilt der Vortrag über Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkriegs aus Waldhausen, die erste Veranstaltung außerhalb der Kernstadt Geislingen. Martina Bach wurde als „wunderbare Musikerin und Musikpädagogin“ hervorgehoben – sie ist Mitglied des international renommierten „caedmon ensemble“, das sie zu einem Konzert in die Stadtkirche geholt hat.

Der zweite Teil des Abends war für die Verleihung des Schubart-Kulturpreises reserviert. In diesem Jahr wurden Anika Pretsch und Matthias Matzke ausgezeichnet (siehe Extra-Kasten). Zum krönenden Abschluss rockten „Anadiplosis“ los. Für ein abendfüllendes Programm hat die Rätsche die Band für den 27. Januar gebucht. Save the date.

Verfasser: Bettina Verheyen
erschienen in der Geislinger Zeitung am 25.10.2016

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